Geschichte Lehnitz – kurz

(Quelle Stadt Oranienburg https://oranienburg.de/Stadtleben/Stadtinformationen/Ortsteile/Lehnitz/)

Historische Entwicklung:

Lehnitz kann inzwischen auf eine über 650-jährige Geschichte zurückblicken, der slawische Name Lentzen wurde 1350 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Das Dorf gehört bis in das 19. Jahrhundert hinein zum landesherrlichen Amt Oranienburg. Das ehemalige Fischer- und Bauerndorf wechselt im Laufe der Jahrhunderte mehrmals seine Pächter. Im Jahre 1801 wohnen in Lehnitz 51 Einwohner in 6 Häusern.

Die Brüder Karl und Gustav Grütter kaufen 1873 den Gutsbezirk und schaffen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Grundlagen für die Entwicklung von Lehnitz zu einem Erholungs- und Villenort, was dem Ort schließlich auch den Beinamen “Perle des Nordens” einbringt. 1877 fährt der erste Zug der Nordbahn nach Oranienburg und hält bei Bedarf auch in Lehnitz. 1890 erfolgt zudem der Anschluss an die Berliner Vorortbahn. Auf der Grundlage eines “Situationsplanes des Landhäuser-Bauterrains Lehnitzsee” beginnt 1889 die Parzellierung zwischen den Ufern des Lehnitzsees und den Wäldern des Königlichen Hofjagdreviers.

Aus dem ehemaligen Gutshaus wird das “Restaurant Lehnitzsee” und bis zur Jahrhundertwende folgen drei weitere Ausflugsrestaurants. Durch die 1893 eröffnete Badeanstalt mit Bootsverleih und dem Restaurant “Seelöwe”, welches mit seinen großzügig angelegten Terrassen bis zu 600 Gästen Platz bietet und schließlich eines der größten Hotelrestaurants im Norden Berlins wird, zieht Lehnitz zunehmend Besucher aus der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin an.

Der 1914 fertiggestellte Oder-Havel-Kanal ermöglicht dann auch die Anbindung an das Berliner Wasserstraßennetz. In den Sommermonaten laufen alle fünf Reedereien mit ihren Dampferflotten täglich den “Seelöwen” an. In Scharen strömen vor allem Berliner nach Lehnitz und finden hier Erholung und Entspannung von der Großstadt. Betuchte Berliner entdecken darüber hinaus auch die attraktive Wohnlage am See. Zahlreiche repräsentative Vorstadtvillen sind so entstanden, einige von ihnen wurden erst in jüngster Zeit umfangreich restauriert. Allein bis 1919 ist die Einwohnerzahl schon auf 444 gestiegen. Auch immer mehr Ein- und Familienhäuser entstehen im südlichen Teil, hinzu kommen zahlreiche Wochenendsiedler, die auf ihren Parzellen kleine Häuschen errichten.

Bilder der Friedrich Wolf Gedenkstätte – Weitere Informationen finden Sie hier

Gedenkstätte Außenansicht
Veranstaltung im Garten
Veranstaltung im Garten
Rückansicht Haus
Namensschild
Wolf arbeitet auf dem Balkon
Wohnzimmer
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Am 1. Juli 1922 begann mit der Bildung der Landgemeinde Lehnitz die kommunale Selbstverwaltung. In den darauffolgenden Jahren siedelte sich Handel und Gewerbe an, am Ende des 2. Weltkrieges wird die Schule errichtet. Während der Jahre 1941 bis 1943 wird im Norden die “Waldsiedlung” im Auftrag der “Versuchsstelle für Höhenflüge” gebaut und in den 90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt. In den Nachkriegsjahren gründen sich Kulturvereine und in den Jahren 1956 bis 63 wird das Kulturhaus “Friedrich Wolf” errichtet, das bis heute das kulturelle Zentrum bildet. 1992 schließt sich Lehnitz mit den Umlandgemeinden Oranienburgs zusammen, das Amt Oranienburg-Land, mit Amtssitz in Lehnitz, wird gegründet. Seit 2003 gehört Lehnitz zu Oranienburg. Viel wurde seitdem in die Infrastruktur investiert – zahlreiche neue Eigenheime, Mehrfamilienhäuser und Infrastrukturprojekte wie die neue Turnhalle sind seither entstanden.

Die Nationale Volksarmee bezog 1975 ein großes Gelände am Mühlenbeckerweg. Nach der Wende nutzte die Bundeswehr bis 2006 das Gelände als Märkische Kaserne. Etwa 3000 Soldaten der 3. Batterie des Panzerartilleriebataillons 425 waren hier stationiert. Sogar einen Patenschaftsvertrag schlossen die Lehnitzer mit dem Bundeswehr-Standort ab.

In der Magnus-Hirschfeld-Straße befindet sich das ehemalige jüdische Erholungsheim. Bis zur Machtergreifung der Nazis diente das 1899 gegründete Heim bedürftigen jüdischen Menschen als Erholungsort. Um überlebensfähig zu bleiben, wurde es ab 1934 zu Erholungsheim, Kinderheim, Hauswirtschaftsschule und Tagungszentrum erweitert. Der damaligen Leiterin Frieda Glücksmann ist es zu verdanken, dass sich während des braunen Terrors hier noch für einige Jahre jüdisches Leben entfalten und Schutz finden konnte vor der Verfolgung der Nazis. Doch von den antisemitischen Ausschreitungen in der Pogromnacht blieb auch das Erholungsheim nicht verschont. Die Heimbewohner mussten fliehen und der Betrieb wurde eingestellt. Nach wechselnder Nutzung war das ehemalige Heim zuletzt ein Internat mit Förderschule. Dieses zog 2004 aus, seitdem stand das Haus leer. Nun hat die Jewish Claims Conference einen neuen Eigentümer gefunden, mit dem bald wieder Leben in das Haus einziehen soll.

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