Bombensuche unter dem Kulturhaus

Die Ausgangslage für Bebauungen, Nutzung von Grundstücken etc. ist in Oranienburg immer etwas anders. Das liegt an dem bekannten Spyra-Gutachten (https://mik.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.210922.de).

Dieses Gutachten spricht von einem hohen Grad an Bombenbelastung und von der Besonderheit chemischer Langzeitzünder. Und natürlich hat die Anzahl der bereits gefundenen Blindgänger bisher deutlich gezeigt, welch schweres Erbe unsere Stadt trägt. Als Hauptverwaltungsbeamter hat in letzter Konsequenz der Bürgermeister die Verantwortung. Er muss alles in seinen Möglichkeiten stehende unternehmen, diese Gefahren zu beseitigen. Der Weg, dieses Ziel zu erreichen, ist weit.

Für das Gelände um das Friedrich-Wolf-Kulturhaus liegt eine Kampfmittelfreigabe bereits vor. Nicht jedoch für die Flächen unter dem Haupthaus (Baujahr um 1910) und dem Saal (Baujahr 1961-63).

Durch einen Antrag auf Umnutzung zweier Räume im Vorderhaus (kurzzeitige Nutzung als Schulräume für die Grundschule Lehnitz), fordert das Bauordnungsamt (Landkreis) eine Kampfmittelfreigabe. Diese Freigabe erteilt der Kampfmittelbeseitigungsdienst (angesiedelt beim Land Brandenburg). Dieser erteilt dies nur, wenn der zuständige Mitarbeiter das vertreten kann. Hierzu werden u.a. Luftbilder ausgewertet. Leider hat in diesem Fall, die Qualität der zur Verfügung stehenden Bilder nicht gereicht, um Verdachtspunkte vollständig auszuschließen. Aus Sicht des Experten, muss daher gebohrt und sondiert werden.

Kulturhaus Lehnitz

Daraufhin sagte der Geschäftsführer des Kulturhauses Torsten Reipert „Diese Einschätzung war doch klar. Das ist so, als ob man einen Frisör fragt ob man einen Haarschnitt braucht.“

Aus Sicht der Oranienburger Stadtverwaltung, wird irgendwann unter jedem Haus, welches im Besitz der Stadt ist und dadurch in der Verantwortung des Bürgermeisters, nach Bomben gesucht werden. Das heißt auch unter dem Friedrich-Wolf-Kulturhaus wird diese Suche stattfinden. Auch viele private Grundstückseigentümer, müssen bei jeglicher dem Baurecht unterliegender Genehmigung eine Kampfmittelfreigabe vorlegen.

Es finden bekanntlich seit Jahrzehnten große Feiern, Einschulungen, Basare, Hochzeiten uvm. im Kulturhaus statt. Das heißt, hier mit der Sicherheit von Menschen zu argumentieren, fällt vielen Anwohnern und Besuchern des Kulturhauses schwer. Der gefundene Anlass, mag den Ausführungsvorschriften im Bauordnungsrecht entsprechen, wirkt aber nach Meinung vieler Betroffener absurd. Bedenkt man dann noch die Argumentation, dass Bomben wandern und daher trotz bereits erfolgter Absuche des Grundstückes und des trotz bereits vor dem Krieg stehenden Gebäudes, eine Gefahr nicht ausgeschlossen werden kann, zeigt sich die ganz besondere Oranienburger Sensibilität. In diesem konkreten Einzelfall, fällt es sehr schwer, das als gute Lösung zu sehen. Da diese Vorgehensweise bereits z.B. bei Cook rein bis zum Ende durchexerziert wurde, scheint dieses Verfahren kaum zu verhindern (Siehe Artikel hier, sogar das ZDF berichtete: https://www.moz.de/themen/bomben-in-oberhavel/artikelansicht/dg/0/1/1709273/). Aber vielleicht müssen wir alle es doch positiv sehen. Am Ende wäre mit einer Kampfmittelfreigabe eine weitere Verdachtsfläche ausgeschlossen. Nach Informationen aus der Stadtverwaltung wird an Option 4 als Vorzugsvariante gearbeitet. (Information vom 4.3.19 um 17.35 Uhr, Bildungsdezernentin Stefanie Rose auf der Beratung der Ortsvorsteher mit der Verwaltungsspitze) Der Zeitplan wird momentan erarbeitet. Veranstaltungen welche zwischen Mitte April bis Ende Juli im Kulturhaus stattfinden sollen, könnten gefährdet sein. (Einschätzung Ortsvorsteher: ohne Gewähr) Es wird versucht, möglichst die Nutzung in weiten Teilen zu ermöglichen. Während der Bohrungen im Saal ist die Nutzung kaum möglich.

Als mögliche Optionen ergeben sich aus Sicht der Grundschule und des Ortsvorstehers folgende Punkte:

  1. Das Zurückziehen des Antrages auf Umnutzung
  2. Aufstellen von Modulen am Schulstandort um die benötigten Räume zu schaffen
  3. Langfristige Planung zum Beseitigen des Kampfmittelverdachtes unter dem Kulturhaus
  4. Schnellstmögliche Abarbeitung des Verdachtes, um den Schulbetrieb in den geplanten Räumen aufnehmen zu können
  5. Nochmalige Auswertung von vorhandenen Luftbildern und ggf. der Versuch an weitere Bilder zu gelangen, um so den Verdacht ausräumen zu können

Was sagen Sie? Schreiben Sie uns gerne Ihre Anregungen und Meinungen.

Momentan ist der Ortsbeirat dabei eine Informationsveranstaltung mit dem KMBD und der Stadtverwaltung zu organisieren. Als Veranstaltungsort soll treffender Weise der Saal des Kulturhauses genommen werden. 😉

Weihnachtsfeier Kulturhaus 2018

 

Weiterführende Artikel:

MAZ (26.02.2019): http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Bombensuche-im-Lehnitzer-Kulturhaus

MOZ (28.02.2019): https://www.moz.de/landkreise/oberhavel/oranienburg/oranienburg-artikel/dg/0/1/1712939/